Melkroboter und Weidehaltung: Bei Familie Eicker passt es perfekt
Friedhelm Eicker und seine Frau Karin bewirtschaften gemeinsam mit Tochter Katharina in der siebten Generation einen Milchkuhbetrieb in Radevormwald. Gemeinsam mit Katharinas Lebensgefährtin Lena Causemann halten sie 90 Kühe plus Nachzucht und bewirtschaften 90 Hektar, die zum Teil als Grünland unmittelbar an die Betriebsgebäude angrenzen. Im letzten Jahr entschied man sich, nicht zuletzt aus arbeitswirtschaftlichen Gründen, den vierzig Jahre alten Doppel-6er Fischgrätenmelkstand durch zwei Melkroboter von Lemmer-Fullwood zu ersetzen.
Um dabei die vorhandenen Stallkapazitäten bestmöglich auszuschöpfen, sollten die beiden neuen M2erlins in den alten Melkstand integriert werden. Durch die kompakten Abmessungen sowie der Flexibilität der Maschine, war die Platzierung im vorhandenen Melkstand problemlos möglich. Damit die Kühe auch während des Rückbaus des alten Melkstands weiter gemolken werden konnten, wurde der erste Melkroboter vorübergehend auf dem Futtertisch installiert.
Foto: Provisorium der M²erlin auf dem Futtertisch
Clevere Umstellungsphase
„Vergangenes Jahr brauchten wir dringend eine neue Lösung für unseren Stall, da die Arbeit sehr intensiv und unser Melkstand stark in die Jahre gekommen war“, berichtet die studierte Agrarwirtin Katharina Eicker. Schnell entschied sich die Familie für das vollautomatische Melken mit dem Ziel, die Arbeitszeit zu reduzieren. Gleichzeitig sollte aber auch das Grünland weiter für den Weidegang genutzt werden; hier zeigte ein Blick auf Betriebe, die mit dieser Kombination bereits gute Erfahrungen gesammelt haben, dass diese – noch nicht alltägliche – Lösung auch für den eigenen Betrieb die richtige Perspektive bot.
Die Umstellung vom Doppel-6er auf zwei M²erlins war rückblickend arbeitsintensiv, erfolgte aber problemlos. Der erste Melkroboter wurde zunächst provisorisch auf dem hinteren Teil des Futtertischs installiert. „Die Einrichtung dieses Provisoriums hat gerade einmal eine Woche in Anspruch genommen“, berichtet Lena Causemann. Für die Zeit des Umbaus wurde die Herde in eine zu melkende und eine fressende Gruppe unterteilt. „Alle viereinhalb Stunden haben wir die Gruppen getauscht, sodass die Kühe in der Übergangsphase zweimal täglich gemolken wurden. Das hatte auch den Vorteil, dass sie während der Abbruchphase des Fischgrätenmelkstands so in Ruhe an den Roboter gewöhnt werden konnten“, erklärt Katharina Eicker.
Umbaulösung mit Zusatz-Effekt!
Die Stirnwand zum Melkstand wurde herausgerissen und damit genügend Platz für die zwei Melkroboter geschaffen. Im nächsten Schritt wurden der Boden und die Zwischendecke entfernt. „Der Stall wirkt jetzt nicht nur viel größer, sondern auch die Luftzirkulation ist deutlich besser“, berichtet die Landwirtin. Nach den Umbaumaßnahmen konnte der erste Melkroboter an der endgültigen Position anstelle des alten Melkstands installiert werden. Die Umstellung des anderen – zunächst auf dem Futtertisch installierten – Melkroboters erfolgte im Nachgang und nahm gerade einmal einen Arbeitstag in Anspruch.
Beim Betreten des hellen und luftigen Kuhstalls ist kaum vorstellbar, dass dort vor weniger als einem Jahr noch ein Doppel-6er Fischgrätenmelkstand in Betrieb war. „Die Firma Altjohann Melktechnik hat mit dieser Umbaulösung und der Technik von Lemmer-Fullwood ein perfekt durchdachtes Gesamtkonzept für unseren Stall entwickelt. Die beiden kompakten M²erlins hätten nicht besser integriert werden können. Wir haben uns vor zwei Jahren von mehreren Melktechnik Firmen beraten lassen, die uns aber nicht überzeugen konnten, da alle mehr Platz für die Melkroboter einplanten, als die engen Gebäudeabmessung des alten Melkstandes hergaben. Die Firma Altjohann dagegen behielt nicht nur die beiden Melkroboter, sondern auch unsere vorhandene Stalleinrichtung, wie den Separationsbereich, im Blick, in den die Kühe von beiden Robotern separiert werden können“, erzählt Mutter Karin.
Foto: Der helle Laufstall mit den integrierten Melkrobotern heute
Erfolgreiches Herdenmanagement
Neben der Arbeitserleichterung, die Familie Eicker dank der Melkroboter verzeichnet, punkten diese auch mit der Milchleistung. „Vor dem Wechsel zu den M²erlins lag die Milchleistung unserer Kühe bei 8.500 Kilogramm pro Kuh und Jahr; heute sprechen wir über eine Mehrleistung von 500 Kilogramm, und bis Ende des Jahres streben wir ein Plus von insgesamt 1.000 kg pro Kuh und Jahr an“, so Karin Eicker. Dazu beitragen wird auch der FeedRover. Der Futteranschieber ist seit kurzer Zeit in Betrieb und schon jetzt lockt er die Kühe immer wieder zum Fressgitter.
Ganz wesentlich ist für die Eickers, dass dank der Arbeitserleichterung das Herdenmanagement viel stärker in den Blick gerückt ist. Auch hier wird auf modernste Technik gesetzt: Das Herdenmanagementsystem mit Präzisionspedometern und das Inline Milch Analysesystem (IMA) sind vom Betrieb nicht mehr wegzudenken. Mithilfe von IMA und Milchmengenmessung werden bei jedem Melkvorgang die aktuellen Daten jeder einzelnen Kuh zu Milchleistung, Fett, Eiweiß und Laktose gemessen und gespeichert. Die Präzisionspedometer erfassen zusätzlich die individuellen Vitalitäts- und Ruheprofile der Tiere. Auf dieser Basis gibt das System nicht nur präzise Hinweise auf die Brunst, sondern macht auch schon frühzeitig auf sich anbahnende Krankheiten wie Mastitis, Ketose, Azidose oder Lahmheit aufmerksam.
Ein Plus an Tierwohl – M²erlin machts möglich
„Wir vermarkten die Milch unserer Kühe an das Landliebe-Programm von Campina. Hierbei müssen die Kühe an mindestens 120 Tagen für insgesamt mindestens 720 Stunden im Jahr auf der Weide gehalten werden. Wir sind überzeugt von der Weidehaltung und bieten unseren Kühen an über 200 Tagen im Jahr Weidegang an – wann immer das Wetter es zulässt. Wir lassen die Kühe morgens um halb 9 raus und treiben sie gegen halb 5 wieder rein. In der Mittagszeit kommen die Kühe gerne für eine Extra-Melkzeit zu den M²erlins in den Stall, gehen danach aber nach Belieben zurück auf die Weide. An heißen Sommertagen lassen wir die Weide sogar ganz auf, damit die Kühe tagsüber rein und nachts rausgehen können. Das funktioniert mit den Melkrobotern wunderbar“, berichtet Katharina Eicker.
Geplant für die Zukunft
Mit der Entscheidung von Katharina Eicker, den elterlichen Betrieb gemeinsam mit Lena Causemann zu übernehmen, plant die Familie, die Herde samt Nachzucht in naher Zukunft auf 110 Kühe aufzustocken. „Eine Erweiterung des bestehenden Stalls würde den Einbau eines dritten Melkroboters ermöglichen, sodass insgesamt 180 Milchkühe gehalten werden könnten“, schließt die Landwirtin ein weiteres Wachstum nicht aus. „Die Firma Altjohann würde sicher auch einen dritten M²erlin in den Stall integrieren können. Allerdings müssten wir dann tatsächlich anbauen, um genügend Platz für die Kühe zu schaffen“, fasst die Landwirtin lachend zusammen.