Mehr Leistung durch neues Melkkonzept: Melkstand raus – Melkroboter rein
Mehr Leistung durch neues Melkkonzept
Die drei Melkroboter, die im Rahmen einer Umbaulösung im Februar 2018 bei Familie Faber im nordrhein-westfälischen Much installiert wurden, sind dort nicht mehr wegzudenken.
Jörg Faber und seine Frau Stefanie bewirtschaften in der vierten Generation einen Milchkuhbetrieb in Much im Rhein-Sieg-Kreis. Gemeinsam mit einem festangestellten Mitarbeiter und einer Aushilfskraft halten sie 200 Milchkühe plus Nachzucht und bewirtschaften 200 Hektar, die sich in 60 Hektar Ackerland und 140 Hektar Grünland aufteilen.
Der 2002 errichtete Milchkuhstall wurde stetig weiterentwickelt. Nach einer Erweiterung im Jahr 2012 haben die Fabers vor rund drei Jahren unter anderem aus arbeitswirtschaftlichen Gründen auf automatisches Melken umgestellt. Herzstück des Stalls sind seither die drei M²erlin Melkroboter von Lemmer-Fullwood, die sich kompromisslos in die bestehenden Gebäude einbauen ließen.
Melkstand raus – Melkroboter rein
„Ich war bei dem Gedanken, unseren Betrieb auf automatisches Melken umzustellen, zunächst gar nicht schlüssig, da ich mir nicht sicher war, ob die Technik reibungslos funktionieren würde. Außerdem wussten wir nicht, in welche Richtung unser damals 11-jähriger Sohn Jonas gehen würde“, so der Landwirt rückblickend. Seine Frau ergänzt: „Dann kam mein Mann für eine Woche ins Krankenhaus, und kurz zuvor hatte unser Mitarbeiter gekündigt. Ich war also alleine für die Kinder, unsere 200 Kühe und deren Nachzucht verantwortlich. Das war ein Schlüsselimpuls. Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, die Arbeitsbelastung zu vermindern und die Abläufe effizienter zu gestalten.“
„Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist eines der Probleme heutiger Betriebe. Für den M²erlin Melkroboter sprachen neben günstigen Betriebskosten, hoher Betriebssicherheit, auch die flexiblen Einbaumöglichkeiten und der geringe Platzbedarf. Das hat uns überzeugt“, so Stefanie Faber. Auch die verlässliche technische Betreuung durch die Firma Altjohann war ein zusätzlicher Grund.
Problemlose Integration
Tatsächlich konnten die drei für 200 Kühe erforderlichen Melkroboter problemlos in den bestehenden Laufstall integriert werden. Der Umbau des Stalls und der Bau der Überdachungen für die Melkroboter erfolgten in Eigenregie. „Dazu hat ein befreundeter Metallbauer das Gerüst geschweißt. Um die Verkleidung habe ich mich dann selbst gekümmert. So haben wir die ersten beiden Melkroboter in kürzester Zeit in den Laufstall integriert und in Betrieb genommen“, erklärt der Landwirt. „Die ersten 100 Kühe konnten in den M2erlins eingewöhnt werden, während die restlichen Kühe weiter im „steilen“ Doppel-11er-Fischgrätenmelkstand“ gemolken wurden. Die Umbaumaßnahmen im alten Melkstand erfolgten durch Altjohann Melktechnik dann gut zwei Monate später und dauerten mit dem Einbau des dritten Melkroboters gerade einmal 14 Tage“, berichtet Stefanie Faber.
Auch wenn sich die Integration der Melkroboter als einfach und problemlos erwies, mussten sich die Kühe doch erst an das neue Melksystem gewöhnen. „In der Übergangszeit mussten wir schon häufiger im Stall nachschauen und einzelne Tiere auch zum Melkroboter treiben. Nachdem jede Kuh erneut gekalbt hatte und in die neue Laktation gestartet war, lief aber alles reibungslos. Die Technik funktionierte von Beginn an einwandfrei. Heute möchten wir die M2erlins nicht mehr missen“, fasst Jörg Faber das Urteil aller Familienmitglieder zusammen.
Maximum an Komfort und Tierwohl
Das automatische Melken spart nicht nur wertvolle Arbeitszeit, auch der Kuhkomfort wird durch das durchschnittlich dreimalige Melken erhöht. Diese höhere Melkfrequenz ist laut Jörg Faber auch die wesentliche Ursache für die seit Umstellung auf das neue Melkkonzept gestiegene Milchleistung. Vor Einführung der Melkroboter lag diese bei durchschnittlich 10.300 Kilogramm pro Kuh, heute werden durchschnittlich 11.065 Kilogramm pro Kuh, während die durchschnittliche Zellzahl von vorher 220.000 auf jetzt 130.000 pro Milliliter gefallen ist.
Dank der Zeitersparnis kann sich der Betrieb nun noch mehr auf das Herdenmanagement konzentrieren. Auch hier setzt die Familie auf modernste Technik: Das Herdenmanagementsystem mit Präzisionspedometern und das Inline Milch Analysesystem (IMA) sind im Betrieb nicht mehr wegzudenken. Mithilfe von IMA und Milchmengenmessung werden bei jedem Melkvorgang die aktuellen Daten jeder einzelnen Kuh zu Milchleistung, Fett, Eiweiß, Blut und Laktose erfasst. Die Präzisionspedometer erfassen die Informationen zu individuellen Vitalitäts- und Ruheprofilen der Tiere. Aus den kontinuierlich generierten Informationen werden im System nicht nur präzise Hinweise auf die Brunst, sondern auch auf sich anbahnende Krankheiten oder Abweichungen gegeben. „Durch die kontinuierliche Datenerfassung können wir Veränderungen sofort erkennen und frühzeitig behandeln. Es hilft uns aber vor allem dabei, stillbrünstige Kühe zu identifizieren“, fasst Faber die Vorteile zusammen.
Bei der Anpaarung legt Jörg Faber besonderen Wert auf robotergeeignete Nachzucht. „Dazu kommt etwa alle sechs Wochen ein Berater der WWS Deutschland auf den Betrieb, mit dem wir die weitere Optimierung in der Herde abstimmen.“
Umbau mit Separationslösung
„Uns war bei der Auswahl des Roboters außerdem wichtig, dass die Tiere einfach selektiert werden können“, erklärt Jörg Faber. Der M²erlin Melkroboter bietet durch seinen doppelten Ausgang die Möglichkeit, direkt aus der Maschine zu separieren. Fabers nutzen den geraden Ausgang zur Separation. Hinter dem ersten Melkroboter, der in den alten Melkstand integriert wurde, befindet sich im früheren Warteraum ein Strohbereich. Dort bleiben die frisch abgekalbten Tiere für ungefähr eine Woche. Sie können den Roboter selbständig durch den geraden Eingang betreten. Die Kühe aus der Herde nutzen den seitlichen Eingang. Die beiden weiteren Melkroboter ermöglichen die Separation der Tiere in einen weiteren Bereich zur Besamung oder zum Trockenstellen.
Zeit für Anderes
Jörg Faber ist Mitglied des Vereins für Rinderzucht im Rhein-Sieg-Kreis e.V. und nimmt gerne an Kreistierschauen teil. Der Landwirt, der seinen Beruf als seine Leidenschaft ansieht, ist in seinem Heimatort Much auch politisch engagiert und außerdem Fußballfan.
Die Betriebsnachfolge ist derzeit noch nicht abschließend geklärt: „Wir lassen unserem jetzt 14-jährigen Sohn Jonas alle Möglichkeiten offen. Da er aber bereits mit Begeisterung im Betrieb mitarbeitet und in die Abläufe bestens integriert ist, steht hier wohl die fünfte Generation in den Startlöchern“, vermutet Jörg Faber.